Geschafft. Das ist wohl das Wort, das diese Etappe am besten beschreibt. Mit dem Abschnitt zwischen Rheinberg-Ossenberg und Kleve-Bimmen, also bis zur niederländischen Grenze, ist der linksrheinische Teil meines Projekts nun vollständig. Zwischen Rheinkilometer 806 bis Rheinkilometer 865 habe ich hundert Kilometer zu Fuß zurückgelegt.
Schon in der Vorbereitung war klar, dass dies ein anderer Abschnitt werden würde. Viele Wege sind hier gesperrt – Deichkronen dürfen aus Gründen des Hochwasserschutzes nicht betreten werden, ganze Strecken verlaufen hinter dem Deich oder weit im Landesinneren. Meistens nur in Orten wie Büderich, Vynen, Grieth oder Bimmen kommt man überhaupt an den Rhein heran. Dazwischen liegen großflächige Naturschutzgebiete. So wurde aus dem Weg entlang des Flusses ein Weg entlang der Vorstellung vom Fluss – sichtbar wenn überhaupt nur in der Ferne, meist hinter dem Deich, hinter Böschungen, Weiden, Straßen.
Gleichzeitig erzählt diese Region von einem weiteren Wandel des Niederrheins. In Kalkar etwa, wo der nie in Betrieb gegangene „Schnelle Brüter“ als Freizeitpark weiterlebt. Der Beton, die Zäune, der Wassergraben – sie stehen noch immer da, Relikte einer Zeit, in der Energiepolitik bereits ein gesellschaftlicher Konflikt war. Für mich auch ein Stück persönliche Geschichte, weil meine Politisierung in den Jahren der Anti-Atombewegung begann.
Begleitet wurde diese letzte Etappe von typischem niederrheinischem Wetter: Wind, grauer Himmel, schweres Licht – vertraut und häufig melancholisch.
Am Ende stehen also zwei Worte, die sich groß(-artig) anfühlen: linksrheinisch geschafft. Von der Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz bis zur deutsch-niederländischen Grenze. Aus einer spontanen Idee im August 2024 ist ein Projekt geworden, das mich weiter begleiten wird – nächstes Jahr dann auf der anderen Seite des Flusses, mit neuen Blickwinkeln, neuen Wegen und immer anderen Licht.