Das Abfallentsorgungszentrum (AEZ) Asdonkshof in Kamp-Lintfort ist die dritte Anlage meines Projekts „Es brennt. Vom Ende aller Dinge.“ In der Vorbereitung sind mir bereits ein paar Dinge aufgefallen: Zunächst ist sie eben ein Abfallentsorgungszentrum mit einem Wertstoffhof und einem Kompostwerk. Sie steht mehr oder weniger auf der grünen Wiese. Es gibt eine eigene Schlackenaufbereitung inklusive Deponie für die mineralischen Schlacken. Auffällig ist auch der knapp 200m hohe Kamin, der die Anlage zu einer echten Landmarke in der Umgebung macht, spätestens seit der 210m-Kamin am Rheinpreußen-Kraftwerk und einige Fördertürme verschwunden sind. Und: es gibt eine Herde Schottische Hochlandrinder!
Die Anlage wurde 1997 in Betrieb genommen, hat im Jahr 2022 also ihr 25jähriges Bestehen gefeiert. Sie ist damit die jüngste der drei von mir bisher besuchten Anlagen. Wirken die Anlagen in Bonn und Solingen, die jeweils mitten in der Stadt stehen, eng und verbaut, ist die Anlage Asdonkshof der Länge nach dem Verbrennungs- und Rauchgasreinigungsprozess folgend angeordnet: Vorne fällt der Müll in den Bunker, wird in zwei baugleichen Kesseln verbrannt, an die sich in zwei parallelen Linien die beiden baugleichen (nassen) Rauchgasreinigungen anschließen, die mit ihrem jeweiligen Rauchgasrohr im gemeinsamen Kamin enden. Dadurch wirkt das Müllheizkraftwerk selbst lang und schmal.
Die Schlackenaufbereitung und -deponierung ist nicht einfach nur ein weiteres Aggregat und beanspruchter Platz im Außengelände. Weil hier greifbar ist, was im wahrsten Sinne des Wortes „unten“ aus dem Kessel rauskommt, finden manche Dinge Eingang in die kollektiven Erzählungen der Anlage. Die beiden Loren, von denen eine komplett durch den Kessel ging und eine rechtzeitig rausgefischt werden konnte, sind da sicher ein echtes „Highlight“. Genau wie die – zum Glück leere – Granate, die in der Halle der Schlackenaufbereitung steht.
Zu guter Letzt konnte ich noch den Schottischen Hochland-Rindern einen Besuch abstatten, die auf dem weitläufigen Gelände leben. Die „Viecher“, sind vorsichtig neugierig zutraulich. Oder so ähnlich. Aber in jedem Fall haben die imposante Hörner.
Gerade im technischen Betrieb arbeiten noch einige Menschen, die bereits 1997 auf der Anlage angefangen haben. Sie kommen zu einem Großteil aus dem Bergbau, von den Zechen der Umgebung, die seit den 1990er Jahren dichtgemacht wurden. Die Nähe zum Bergbau schlägt sich nicht nur in Dingen wie der Bezeichnung der Umkleide als Kaue nieder. Auch in Sprache und Umgang erinnert vieles an den „Pütt“.
Am Ende gibt es wohl auch hier kaum eine Tür, hinter die ich nicht geguckt habe. Andre, Conny, Dino, Karsten, Michael, Reiner und all Ihr anderen: Herzlichen Dank für neun wunderbare, kreative Tage und vor allem für Euer Vertrauen. Es war mir eine Freude und Ehre. Und es hat mich bestärkt, mit meinem Projekt, meinem Anliegen weiterzumachen, die Abfallverwertung und die Menschen die dort arbeiten, stärker ins gesellschaftliche Bewusstsein zu rücken. Ich freue mich, wenn ich die Bilder hoffentlich bald – in welcher Form auch immer – zu Euch (zurück-)bringen kann.
Der Besuch dieser Anlage in Kamp-Lintfort war sicher der bisher in einiger Hinsicht „persönlichste“ – und wird es auch vermutlich bleiben. Meine Heimatstadt Moers, in der ich die ersten 19 Jahre meines Lebens verbracht habe, liegt gerade 10km entfernt. Vom Dach der Anlage aus ist der Turm der Evangelischen Stadtkirche zu sehen, in der ich 1967 getauft wurde. Die Nähe zum Bergbau spielt da sicher ebenso eine Rolle, da der auch in meiner Familie eine nicht unwichtige Rolle spielt. Wortwechsel wie „Ey, Hauer!“ – „Wat is, Hauer?“ lassen mich schon schmunzeln. Es war also irgendwie auch ein Besuch in der Heimat und der eigenen Geschichte – mal ganz davon abgesehen, dass ich mich für die neun Tage bei meinen Eltern einquartiert habe.