Es brennt.

Das MHKW Solingen.

Das MHKW SolingenDas Müllheizkraftwerk (MHKW) Solingen wurde 1969 in Betrieb genommen und ist damit deutlich älter als die MVA Bonn. Es ist eine der zehn ältesten thermischen Müllverwertungsanlagen in Deutschland. Wobei sie natürlich nicht in dem Zustand ist, in dem sie vor über 50 Jahren in Betrieb aufgenommen hat. Auch sie wurde und wird permanent erneuert, auf den neuesten Stand gebracht. Sie ist zu 100% in kommunalem Eigentum und verbrennt nahezu ausschließlich Hausmüll und so genannten siedlungsähnlichen Gewerbemüll aus Solingen und Umgebung. Mit ihren zwei Öfen werden gut 140.000t Abfall im Jahr verbrannt und damit im eigenen Kraftwerk Strom und Fernwärme erzeugt. Der größte Einzelabnehmer ist das Städtische Klinikum Solingen. Um die 80 Mitarbeiter:innen halten hier den Betrieb aufrecht. Ein guter Artikel über die Anlage erschien 2021 im Solinger Tagblatt.

Soweit die Fakten. Und wie sieht es von innen aus? Wie “fühlt” sich die Anlage an? Ist schon jetzt ein Vergleich mit der MVA Bonn zulässig? Neben der Tatsache, dass Solingen über 20 Jahre älter ist, weniger als die Hälfte an Durchsatzleistung hat etc. pp. fällt ein Unterschied sofort auf: Während in Bonn alles “eingehaust” ist, also alle Aggregate in einer vollständig umschließenden Gebäudehülle untergebracht sind, steht in Solingen die komplette Rauchgasreinigung unter freiem Himmel. Im Gebäude sind der Bunker, die beiden Kessel samt Schlackebunker und das Kraftwerk. Wobei sogar die dritte, große Turbine ausgelagert ist.

Betritt man das Kesselhaus, nehmen einen sofort die beiden Kessel gefangen, an denen man hier rauf- und runtergucken kann. Das geht, weil zwischen den beiden eine große Lücke ist — anders als in Bonn, wo alle drei Kessel eng nebeneinander stehen. Über 30 Meter lichte Höhe. Damit sind sie fast in ihrer vollen Größe zu erfassen, weil nur die Entschlacker “im Keller” untergebracht sind. Das sind auch noch mal gut 5 Meter.  Die Perspektiven sind absolut faszinierend! Ursprünglich hatte die Anlage zwei Kessel, die Müllkessel MK1 und MK2. Die Lücke, die so beeindruckende Fotos ermöglicht, ist dadurch entstanden, dass 1994 ein neuer Kessel, MK3, eingebaut wurde. Nach dessen Inbetriebnahme wurde der dann “mittlere” Kessel MK2 außer Betrieb gesetzt und demontiert., wodurch die “Leerstelle” entstand. Letztendlich dominieren damit nicht die beiden vorhandenen Kessel MK1 und MK3 das Kesselhaus, sondern es ist genau diese Lücke dazwischen, die das Bild des Kesselhauses prägt. Will man zur Krankanzel des Müllbunkers, führt der Weg unweigerlich über die Bunker-/Trichterbühne. Einen anderen Weg gibt es hier nicht. Im Gegensatz zu anderen Anlagen, wo der Müllbunker zwar nicht hermetisch geschlossen, aber im Grunde unzugänglich ist. Auch das wieder eine völlig neue Perspektive.

Die hier gezeigte Auswahl an Bildern orientiert sich nicht an den Erzählsträngen, die ich am Anfang des Projekts definiert habe. Ich habe mich hier entschieden, eine Auswahl zu treffen, die eher den Blick auf Details, ungewohnte Perspektiven etc. lenkt.

Danke.

Und wieder geht ein großer Dank an alle Mitarbeiter:innen des Betriebs! Sie haben und Ihr habt mich 10 Tage lang betreut, durch den Betrieb geführt, mir alle Fragen beantwortet, mir Details gezeigt, mir die Chance gegeben, den Betrieb in aller Ruhe zu betrachten.

Ein herzlicher Dank geht auch an das Städtische Klinikum Solingen, und hier insbesondere an Karin Morawietz (Leitung PR- und Unternehmenskommunikation). Sie haben mit Ihren Kolleg:innen mir sehr unkompliziert die Möglichkeit gegeben, den rückwärtigen Blick auf das MHKW zu fotografieren.